Porträt: Fabian Buhl
Wie bist Du auf die Idee gekommen, plötzlich Trad- und Alpinklettern zu gehen? War es wirklich nur die Konsequenz aus zwei Knöchelbrüchen?
Für mich waren die Knöchelbrüche wirklich ausschlaggebend. Natürlich wollte ich früher oder später auch mal alpine Linien angehen. Dass aber alles so schnell ging, lag daran, dass ich nicht mehr abspringen durfte und mir neue Herausforderungen suchen musste. Anfangs konnte ich aber weder meinen Kopf noch meine alpinen Fähigkeiten abschätzen, doch auch dies schien sofort gut mitzuspielen. Deshalb versuche ich jetzt einfach alles zu machen, denn die Abwechslung lässt keine Langeweile aufkommen.
Was fasziniert Dich am Alpin- und Tradklettern?
Klettern ist so vielseitig und genau darin liegt für mich der Reiz: Möglichst gut in allen Disziplinen zu sein. Auch wenn es unterschiedliche Anforderungen gibt, ähneln sie sich doch und alle darf ich in der Natur ausüben. Ein Hauptgrund meiner Motivation ist sicher die Schönheit einer Linie, egal ob Multipitch, Boulder oder Sportkletterei, wenn die Linie stimmt, dann bin ich motiviert. Ich war schon immer gern in den Bergen deshalb hatte ich heuer extrem viel Spaß in den Mehrseillängen, denn man ist einfach den ganzen Tag unterwegs in der Berglandschaft.
Ist es mal knapp gewesen beim Stürzen, sind mal Sicherungen gekommen?
Also in Bürs habe ich alles schon recht gut vorbereitet, darum sind mir auch keine Sicherungen um die Ohren geflogen. Aber in Lofer hat es mir einmal Friends gezogen. Dann gab es extra Airmiles.
Hast Du Dir inzwischen deine eigenen Cams und Keile angeschafft?
Für "Prinzip Hoffnung" hatte ich mir noch das meiste Material ausgeliehen. Aber nachdem mir klar wurde, dass ich mehr in diese Richtung machen will, habe ich mir meine eigene Trad-Ausrüstung zugelegt. Mittlerweile werde ich ja auch von einem Sponsor mit Friends ausgestattet.
War's das jetzt mit dem Bouldern?
Nein, sicher nicht. Bouldern ist die Grundlage für alles. Mein Ziel ist es mein Boulderniveau immer weiter zu steigern. Denn wenn ich mir in einer alpinen Wand schwere Züge vorstellen kann und die nötige Kraft vom Bouldern habe, dann, denke ich, kann man viel schwerere alpine Mehrseillängen erstbegehen. Man muss nur noch seine Psyche unter Kontrolle bringen. Ich bin zuversichtlich, dass in diese Richtung noch viel machbar ist, und hoffe, dass ich demnächst eine entsprechende Linie finden werde, an der ich länger arbeiten muss.
Was ist inzwischen deine Lieblingsdisziplin?
Für ich gibt es keine Lieblingsdisziplin, ich versuche einfach mit den Jahreszeiten Abwechslung reinzubringen. Denn dann wird’s nicht langweilig und mit ein bisschen Planung kann man für die jeweilige Disziplin, die perfekten Bedingungen haben. Mehrseillängen im Sommer, Bouldern im Herbst und Frühjahr und sonst halt ein bisschen Sportklettern oder Tradklettern.
Du deutest an der einen oder anderen Stelle an, dass Du selbst auch gern alpine Erstbegehungen machen möchtest. Willst Du da schon genaueres zu sagen?
Ich habe zwar einige Sachen im Auge, aber bin einfach nicht der Typ der Projekte veröffentlicht. Wenn das ein oder andere Projekt aufgeht, dann wird es öffentlich gemacht.
Welche der Touren im vergangenen Jahr war Dir persönlich am wichtigsten? Kannst Du da eine hervorheben?
Für mich waren ein paar Boulder sehr wichtig, da ich sie schon länger projektiert habe. Aber sicher war "Nirwana" (8c+, 7 Seillängen) in Lofer das Highlight, denn es ist eine gewaltige Linie. Ich hatte sehr viel Spaß beim Probieren und die Tour ist aufgrund der Absicherung auch mental fordernd. Unglaublich war es für mich, als ich die Tour ganz unerwartet vor dem Schnee noch durchsteigen konnte.
Wie geht es deinen Knöcheln derzeit?
Blendend. Deshalb wird ja momentan auch wieder kräftig gebouldert. Momentan bin ich an einem meiner längsten Projekte dran. Dieser Boulder ist auch ziemlich hoch und deshalb freut es mich umso mehr, dass ich schmerzfrei und ohne Angst um den Knöchel haben zu müssen abspringen kann.
Quelle: http://www.petzl.com